Hierzulande ist die griechische Filmemacherin und Künstlerin Antoinetta Angelidi (*1950) kaum bekannt, obwohl man sie mit gutem Recht als eine der kreativsten und markantesten Regisseurinnen des experimentellen Kinos des letzten halben Jahrhunderts bezeichnen könnte.
Obwohl sie sich zunächst der Malerei zuwandte, war sie von Jugend auf eine begeisterte Kinogängerin und wandte sich später dem Kino zu. Als studentische Aktivistin floh sie 1973, während der siebenjährigen Diktatur der Junta in Griechenland, über Nacht nach Paris. Obwohl die folgenden Filme an namhaften Filminstitutionen entstanden sind – u.a. der Pariser IDHEC –, blieben sie mit ihrer durchdachten Einbeziehung der Malerei, ihrem umwerfenden Einsatz von Ton und ihrer visuellen Schönheit einzigartig. In Griechenland gilt sie als Pionierin des Avantgardefilms und genießt dort große Anerkennung.
Angelidi hat von den 1970er- bis in die 2000er-Jahre genau einen Spielfilm pro Jahrzehnt gedreht. Sie begann in Schwarz-Weiß zu arbeiten, wechselte aber für ihre letzten drei Filme zu Farbe. Ihr einziger monochromer Spielfilm war Idees Fixes/Dies Irae (1977). Der Film ähnelt einer Partitur und hat eine Palindrom-hafte Struktur. Es gibt drei lange Einstellungen im Warhol-Stil (einschließlich der ersten beiden Aufnahmen), in denen die Kamera völlig stillsteht, und es gibt praktisch keine Handlung innerhalb der perfekt komponierten Bilder, obwohl Personen, die sich langsam in den Hintergrund bewegen, die leichten Variationen im Dröhnen darstellen.
Topos (1985) steht in der Tradition eines Films wie Sergei Paradschanows Die Farbe des Granatapfels, und atmet einen ähnlichen Geist wie Peter Greenaways zeitgleiches Werk. Es ist eine Darstellung von Frauen in der Kunst der westlichen Renaissance. Die Frauen werden als Bühnenbild behandelt, auf das Männer ihre Gefühle transparent projizieren können. Da der Film größtenteils in einem schwarzen Leerraum spielt, dessen Textur von hellen Spritzern farbiger Stoffe und Requisiten herrührt, ist es aufgrund seines Engagements für Semiotik, Symbolik und die filmische Form selbst praktisch unmöglich zusammenzufassen, was während seiner Tableaux Vivants geschieht. Das Sounddesign dieses und anderer ihrer Filme ist vielfältig und reich.
Ihre Filme sind reinste Kinofilme, die – obwohl inzwischen auf DVD veröffentlicht – bei einer Sichtung auf kleinen Bildschirmen und außerhalb der akustischen Möglichkeiten des Kinos ihre Wirkung nur in geringem Maße entfalten können.
Ihre Tochter und enge Mitarbeiterin, die Filmwissenschaftlerin Rea Walldén, hat vor zwei Jahren einen sehr eindrücklichen Dokumentarfilm über Angelidi gedreht, der seine Uraufführung beim Filmfestival in Rotterdam hatte und den wir gleichfalls zeigen werden.
Die Reihe wird kuratiert von Natascha Gikas und Gary Vanisian.
FILMPROGRAMM ÜBERSICHT
Herzlichen Dank an:
Natascha Gikas, Andreas Beilharz (DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum), Céline Ruivo, Maria Komninos
In Zusammenarbeit mit:
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