Unbestritten gehört der ungarische Filmemacher Miklós Jancsó (1921-2014) zu den unvergleichlichen Regisseuren der Filmgeschichte. Seine Spielfilme zeichnen sich durch atemberaubende minutiös choreographierte Plansequenzen sowie durch ihren machtkritischen und geschichtsbewussten Gehalt aus.
Das Filmkollektiv Frankfurt – Projektionsraum für unterrepräsentierte Filmkultur e.V. beleuchtet nun in einem veritablen Ausnahmeprogramm – zum zweiten Mal in Kooperation mit dem DIF e.V. und im Kino im Deutschen Filmmuseum – erstmals zusammenhängend einen hochspannenden und bis dato wenig bekannten Aspekt von Jancsós Filmographie, nämlich seine internationalen (Ko-)Produktionen. Als einer der wenigen Regisseure aus einem Land hinter dem Eisernen Vorhang konnte er zwischen 1967 und 2010 mehrfach Spiel- und Dokumentarfilme im Ausland realisieren (am häufigsten in Italien) oder mit ausländischen Koproduzenten.
Anhand von zehn – überwiegend noch nie in Deutschland gezeigten – Spielfilmen und drei – noch selteneren – Dokumentarfilmen soll untersucht werden, ob und wie sich die Freiheit von politischer Zensur, aber auch ein fremdes kulturelles Umfeld auf seine Filmsprache auswirkte und welche Bandbreite sein Schaffen – dem so oft der Vorwurf einer ständigen Selbstwiederholung gemacht wurde/wird – tatsächlich aufzuweisen hat.
Zwei langjährige künstlerische Partner Jancsós – sein Kameramann János Kende und sein Stammschauspieler Lajos Balázsovits – werden in Filmgesprächen ihre Sicht darauf erörtern.
**********
Jancsós langjährige Drehbuchautorin Giovanna Gagliardo, die als Gast vorgesehen war, kann wegen Dreharbeiten nicht nach Frankfurt kommen!
*****************
Begleitend zu diesem Filmprogramm erscheint eine Publikation (284 Seiten, 20 EUR), die als erste überhaupt eingehend diesen Teil von Jancsós Filmographie untersucht und die erste umfassende englischsprachige Monografie überhaupt zu Jancsó ist. Sie enthält Interviews, eigens geschriebene Texte, eine umfangreiche Fotoauswahl, zeitgenössische Filmkritiken und eine kommentierte Filmographie.