>> Newsletter-Anmeldung // Deutsch

  • FILMREIHE
  • See you in hell, my darling – Retrospektive Nikos Nikolaidis
    zu Gast: Michèle Valley

  • 20. bis 22. Juli 2018 // Filmforum Höchst

    Zur Programmübersicht

„Früher war mein Land ein wunderschöner Garten – Gärten gibt es hier heute keine mehr. Ich habe versucht, die Kultur, die wir früher hatten, wiederzubeleben. Darin besteht meine Ablehnung der Realität. Und aus diesem Grund fordere ich die Menschen auf, zu träumen.“

Die erste vollständige Werkschau zu Nikos Nikolaidis (1939 – 2007) außerhalb seiner Heimat eröffnet den Blick auf einen der profiliertesten und selbstbewusstesten Filmemacher der jüngeren griechischen Filmgeschichte, der als wichtige Inspiration der griechischen neuen Welle betrachtet werden kann.

Angeregt von literarischen Stoffen und Stilelementen des US-Genrekinos erarbeitete der Regisseur und Autor über rund 40 Jahre hinweg ein widerständiges filmisches Werk von im Wesentlichen acht Langfilmen und zwei Kurzfilmen, das sich durch eine beachtliche Stringenz von Motiven und ästhetischen Strategien auszeichnet. Oft produzierte er mit minimalen Budgets weit hinter seinen künstlerischen Möglichkeiten, musste sich durch eine beachtliche Anzahl von über 200 Werbefilmen finanzieren und geriet für polemische Stoffe ins Kreuzfeuer der Filmkritik. Über die Jahre erlangte er unter SchauspielerInnen und WeggefährtInnen einen Ruf als besonders markante und visionäre Stimme des griechischen Kinos. Neben Nikolaidis’ filmischen Werk entstanden Romane und zahlreiche unveröffentlichte Drehbücher.

Die Karriere von Nikos Nikolaidis steht für eine konsequente Hinwendung zum Kino und einen lebenslangen Kampf für künstlerische Autonomie. In jungen Jahren wendet er sich vom Ingenieursstudium ab und beginnt die Stavrakos Film- und Fernsehschule zu besuchen, wechselt dann zu einer hoch angesehenen Privatausbildung an der Vakalo-Hochschule für Kunst und Gestaltung. Es folgt eine Assistenz bei Vasilis Georgiadis für THE PROMISE (I KATARA TIS MANNAS, 1962), dem ersten griechischen Western.

Nikolaidis wurde neben seiner stilistischen Handschrift auch für seine unkonventionellen Arbeitsmethoden bekannt, die das Kino zum Lebensentwurf erweitern. Oftmals verbrachte er als Vorbereitung auf seine Filmprojekte Monate mit SchauspielerInnen und Mitwirkenden, funktionierte sein Haus zum künstlerischen Labor um. Als Reaktionen auf seinen bemerkenswerten Zugang zum Filmemachen stellen sich frühe Erfolge und der nationale Kultstatus des Regisseurs ein, insbesondere verbunden mit seinen Filmen über gesellschaftliches Außenseitertum nach dem Krieg: THE WRETCHES ARE STILL SINGING (TA KOURELIA TRAGOUDANE AKOMA…, 1979) sowie SWEET BUNCH (GLYKIA SYMMORIA, 1983). Gemeinsam mit dem später entstandenen THE LOSER TAKES IT ALL (O HAMENOS TA PERNI OLA, 2002) bilden die Filme eine lose Trilogie zur Auflehnung gegen staatliche Repression.

Eine zweite Trilogie ist stark vom Science Fiction Kino geprägt, Nikolaidis formuliert Dystopien, in denen die Traumata der Vergangenheit Warnungen aus der Zukunft in eine verstörende Gegenwart hineinragen. In seinem Debütfilm EURIDICE BA 2037 (EVRIDIKI BA 2037, 1975), dann in MORNING PATROL (PROINI PRIPOLOS, 1987) und ganz zuletzt in THE ZERO YEARS (2005) arbeitete Nikolaidis das Gefühle von Klaustrophobie und Fatalismus im Kontext der griechischen Militärdiktatur von 1967-1974 auf.

Nikos Nikolaidis Portraitfoto III

Bereits Nikolaidis’ erster Kurzfilm LACRIMAE RERUM (1962) wurde im Rahmen des Cannes Film Festivals präsentiert. Doch bis in die frühen Neunziger bleibt Nikolaidis außerhalb Griechenlands weitestgehend unbekannt. Insbesondere durch seinen Skandalfilm SINGAPORE SLING (1990), eine Adaption von Otto Premingers Noir-Klassiker LAURA, ändert sich dies und er erlangt unter Cinephilen internationalen Kultstatus. Bis heute bleibt der Film der bekannteste des Regisseurs. Kurz nach dem Erscheinen des Films nimmt das Museum of Modern Art Nikolaidis’ SWEET BUNCH in eine umfassende Retrospektive zur griechischen Filmgeschichte auf.

Erst 2007 findet erstmals eine Retrospektive zu dem Filmemacher statt, die Nikolaidis allerdings selbst nicht mehr erlebt. Das Thessaloniki Filmfestival zeigt alle Arbeiten des Regisseurs und stellt der Reihe ein Fokusprogramm zum griechischen Film Noir zur Seite. Nikolaidis erhielt beim Festival fünf Auszeichnungen als bester Filmemacher. Kein anderer Regisseur wurde beim Festival häufiger prämiert. 2011 ehrt das griechische Filmarchiv die Erinnerung an seinen filmischen Nachlass mit einem weiteren Programm.

Das Filmkollektiv Frankfurt e.V. ermöglichst erstmals außerhalb Griechenlands die Entdeckung aller acht Spielfilme des Regisseurs im analogen Originalformat, zumeist als Deutschlandpremieren. Daneben gibt es eine Seltenheit aus Nikolaidis’ Filmographie als internationale Premiere zu entdecken. Wir freuen uns vor allem sehr auf den Besuch der Schauspielerin Michele Valley, einer langjährigen Wegbegleiterin des Regisseurs und enge Vertraute der Nikolaidis-Familie.

Dennis Vetter, Filmkritiker und Programmgestalter der Retrospektive

Zur Einstimmung auf die Filme empfehlen wir auch den Besuch der von der Nikolaidis-Familie betriebenen Internetseite, auf der man zahlreiche Informationen über seine Filme findet: nikosnikolaidis.com

PROGRAMM

Freitag, 20. Juli
18:00 Uhr LAURA (1944)
20:00 Uhr Eröffnungsempfang + Grußworte von Maria Zissi, Generalkonsulin der Hellenischen Republik in Frankfurt, sowie des Kultur Forum Frankfurt
anschließend:
THE LOSER TAKES IT ALL (2002)
23:00 Uhr SEE YOU IN HELL, MY DARLING (1999)

Samstag, 21. Juli
15:00 Uhr THE WRETCHES ARE STILL SINGING(1979)
19:00 Uhr SWEET BUNCH (1983)
22:15 SINGAPORE SLING (1990)

Sonntag, 22. Juli
15:00 Uhr EURIDICE BA 2037 (1975)
17:00 Uhr MORNING PATROL (1987) 
20:00 Uhr THE ZERO YEARS (2005) 

Einzelkarte: 6 EUR
Dauerkarte: 45 EUR / 35 EUR (ermäß.)

Herzlichen Dank an: Marie-Louise Bartholomew, Simeon Nikolaidis, Athina Rachel Tsangari, Iliana Zakopoulou (Greek Film Centre), Tassos Adamopoulos (Greek Film Archive), Maria Zissi (Generalkonsulin der Hellenischen Republik in Frankfurt), Aglaia Rachel-Tsakona (Kulturattaché der Griechischen Botschaft Berlin), Sascha Frank & Nikolas Schuppe (Kommkino Nürnberg), Klaus-Peter Roth (Filmforum Höchst), Dimitrios Charistes (Arthouse Kinos Frankfurt), Maria Christogiannopoulou & Ekaterina Giannakaki & Ioannis Giannakakis & Artemis Arnakis (Kultur Forum Frankfurt), Dimitris Argyriou & Sandra von Ruffin & Eva Micropoulou (Hellas Filmbox)

Unterstützt von:

Kooperationspartner:

FilmforumLogo2
Logo Greek Film Centre
Greek Film Archive
Logo Kulturforum Frankfurt_JPEG

                          30 Jahre Kultur Forum Frankfurt

HFFB_CROSS

Herzlichen Dank an:

Andreas Beilharz, Natascha Gikas, Christian Appelt (Deutsches Filmmuseum); Benjamin Scheffer (benjo media)

Kooperationspartner:

FilmforumLogo2

Unterstützt von:

Logo_HFM_RGB

Filme der Reihe

    Zum Programm-Archiv