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Am 1. April 1882 verschwindet ein 14-jähriges Bauernmädchen aus einem Dorf im nordöstlichen Ungarn. Wilde Gerüchte entstehen, sie sei einem jüdischen Ritualmord aus Anlass des zwei Tage später beginnenden Pessachfestes zum Opfer gefallen. Obwohl die nachweislich ertrunkene Leiche des Mädchens Mitte Juni 1882 in der Tisza gefunden wird, beginnt ein diffamierender Prozess gegen 15 Mitglieder der örtlichen jüdischen Gemeinde, der zwar mit Freisprüchen endet, aber wie auch der Dreyfuß-Prozess einige Jahre später in Frankreich Ausdruck ist eines immer lauter werdenden Antisemitismus in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts angesichts der erfolgreichen „Jüdischen Emanzipation“ in den Jahrzehnten davor. Die sogenannte „Affäre von Tiszaeszlár“ wurde mehrfach im Kino und in der Literatur verarbeitet, u.a. von Arnold Zweig (Ritualmord in Ungarn, 1914) und G.W. Pabst (Der Prozess, 1948). Elek schrieb das Drehbuch zu ihrem Film mit dem ebenfalls jüdischstämmigen Autor Péter Nádas, einer der wichtigsten ungarischen Schriftsteller der Gegenwart. Sie gestalten den Stoff als epische, bildgewaltige Erzählung, Elek inszeniert für die Entstehungszeit ausgesprochen ungewöhnlich über weite Strecken des Films in Großaufnahmen und mit einer geradezu frappierenden dokumentarischen Unmittelbarkeit.

Tutajosok
Memories of a River
Ungarn/Frankreich 1989. R: Judit Elek. Drehbuch: Judit Elek, Péter Nádas. K: Gábor Halász. M: Péter Eötvös, György Kurtág. D: Sándor Gáspár, András Stohl, Zoltán Mucsi, Franciszek Pieczka, Róbert Koltai. 147 Min. 35mm. OmeU
Filmkopie aus dem Archiv des NFI, Budapest

Einführung: Gary Vanisian



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